Was tun, wenn die Katze einen Vogel mit nach Hause bringt?

Das Brutgeschäft der Wildvögel in unseren Gärten ist in vollem Gange. Viele Halter von Freigänger-Katzen kennen das Problem. Wenn die Katzen sonst nur Mäuse nach Hause bringen, ist nun gelegentlich ein junger Vogel dabei.

Katze bringt Vogel nach Hause

Unsere heimischen Gartenvögel Amseln, Meisen u.ä. werden schon etwa zwei Wochen nach dem Schlüpfen flügge. Das heißt, sie verlassen das Nest, obwohl sie noch gar nicht richtig fliegen können und werden von ihren Eltern weiterhin außerhalb des Nestes versorgt. Ein paar Tage bis zwei Wochen hüpfen die jungen Vögel hilflos am Boden herum und starten immer wieder Flugversuche.

In dieser Zeit sind sie eine leichte Beute für Katzen und so kommt es im Frühjahr gar nicht so selten vor, dass Katzen uns statt Mäusen kleine Vögel mitbringen. Doch was macht man, wenn da plötzlich noch so ein zappelnder Vogel vor der Tür liegt?
Bei Mäusen machen wir uns wenige Gedanken. Sie sind zäh. Entweder werden sie getötet oder ihnen gelingt die Flucht. Bei jungen Vögeln ist es anders. Sie fliegen nicht einfach davon, denn dafür sind sie noch zu jung. Und nun?

Der größte Unterschied zu Mäusen ist, dass Vögel sehr viel anfälliger für Verletzungen sind. Ihre Knochen sind mit Luft gefüllt und brechen leicht. Sie haben keine schützende Fettschicht, sodass ein Biss bereits Organe beschädigen kann. Auch der Schock des Fangs kann für einen Vogel schneller tödlich enden als bei anderen Beutetieren. Wenn ein junger Vogel äußerlich in Ordnung zu sein scheint, kann er dennoch schwere innerliche Verletzungen haben.

Man sollte sich den Vogel deshalb genau ansehen. Keine Angst, der menschliche Geruch führt nicht dazu, dass die Eltern ihn später verstoßen, aber natürlich sollte er nun nicht herum gereicht werden, damit ihn alle streicheln können. Sind äußerliche Verletzungen (auch kleine Kratzer) zu sehen, sollte der Vogel zum Tierarzt, denn Bakterien im Speichel der Katze führen zu einer Infektion, an der die Beutetiere größtenteils verspätet sterben.

Scheint der Vogel unverletzt, steht er meist unter Schock und hat möglicherweise dennoch innerliche Verletzungen. Ein Tierarztbesuch ist dann durchaus sinnvoll, doch meistens können auch Tierärzte nicht viel tun.

Ist der Vogel lebhaft und ihr wisst, wo seine Eltern sind bzw. wo er herkommt, setzt ihn wieder dorthin. Ihr könnt ihn statt auf den Boden auch in eine Hecke oder einen Busch setzen, sodass er etwas vor Katzen geschützt ist.

Ist der Jungvogel apathisch und steht offensichtlich unter Schock, setzt ihr ihn in einen abgedunkelten Karton und lasst ihn in Ruhe. In der Zwischenzeit könnt ihr Kontakt mit einer Wildtierstation aufnehmen, die euch sagen kann, was ihr nun tun solltet.

Wenn es bereits abends ist, kann der Vogel in einem abgedunkelten Karton übernachten. Auch Vögel schlafen nachts und die Jungen werden dann auch nicht gefüttert. Ist der Vogel am nächsten Morgen tot, waren mit größter Wahrscheinlichkeit innere Blutung dafür verantwortlich.

Lebt der Vogel am nächsten Morgen in der Morgendämnmerung noch, hat er sich bis dahin vom Schock erholt. Ihr solltet ihm dann etwas Wasser einflößen, am besten mit etwas aufgelöstem Traubenzucker (Verhältnis 1:10) und ein paar Körnchen Salz oder Elektrolytlösung (Eltern von kleinen Kindern haben sowas oft zu Hause). Denkt aber dran, dass die Nacht der Vögel kürzer ist als eure. Die Jungen werden gefüttert bis es dunkel ist und weiter geht es bereits, wenn der Morgen dämmert. Ihr könnt ihn also nicht vom frühen Abend an unversorgt lassen und dann bis 10 Uhr ausschlafen.

Hat er sich erholt, sollte er wieder raus – vorausgesetzt, ihr wisst, woher er kommt. Wisst ihr es nicht, bringt ihn in eine Wildtierauffangstation oder in ein Tierheim. Wenn nun alles schief läuft und ihr auf die Schnelle niemanden findet, der ihn aufnimmt, obwohl er verletzt ist und noch nicht wieder raus kann, gibt es zwei Möglichkeiten.

Halten sich seine Eltern im Garten auf, könnt ihr versuchen, ihn draußen in einem offenen Karton auf einem Gartentisch o.ä. sitzen zu lassen. Manchmal versorgen die Eltern ihn auch so weiter. Klappt das nicht, müsst ihr wissen, dass junge Amseln mit Insekten aufgezogen werden. Erst später werden sie zu den Weichfressern, die auch Beeren und Früchte fressen. Ihr müsst euch dann schnellstmöglich Insekten aus dem Zoofachhandel besorgen, könnte aber auch schon eine flache Schale mit Weichfresserfutter anbieten (nicht das für das Vogelhaus).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.